Fundierte Recherche wird immer mehr zur Seltenheit, selbst bei mitarbeiterstarken Verlagen oder Agenturen. Sogar die dpa macht sich anscheinend nicht mehr die Mühe, Informationen und ihre Quellen zu überprüfen. Nur so konnte es passieren, dass von der größten deutschen Presseagentur behauptet wurde, schrieb die Abendzeitung, der neue Wirtschaftsminister von Guttenberg führe ein mittelständisches Unternehmen (tatsächlich verwaltet er aber nur mit einem Drei-Mann-Unternehmen das eigene Familienvermögen). Die Ente wurde prompt von dpa-Kunden übernommen: von Spiegel-Online, Bild, Tagesspiegel u. a.
Das Medienmagazin Zapp hatte ermittelt, dass offenbar nicht mal innerhalb der CSU und im Bundeswirtschaftsministerium genau bekannt ist, was Herr von Guttenberg denn vor seiner politischen Arbeit so alles “getrieben” hat.
Hm, scheint so, dass man in Berlin dringend krisenkompatible Amtsbekleider sucht. Und wenn sich in diesen schweren Zeiten schon mal einer bereit erklärt, diesen unbeliebsamen Posten einzunehmen, und dazu noch mit einem strahlenden Lächeln glänzt (genau, zumindest die Fassade soll was hermachen, wenn das Wirtschaftsgebäude kollabiert), warum dann noch großartig wählerisch sein? Also bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen vom Fernsehen, Fragen zur Qualifikation und Eignung des Kandidaten sind hier nun wirklich nicht angebracht!
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Nachtrag vom 25. November 2009: Inzwischen wissen wir mehr – dank der expliziten Nachforschungen von zeitgeist-Autorin Friederike Beck in den “Guttenberg-Dossiers”. Immerhin erzeugten die bisherigen Leserzugriffe auf die beiden Teile des Dossiers auf zeitgeist Online bis zu 20 % Traffic auf der Homepage des Barons (laut Statistik von Alexa.com). Und das mit nur einem einfachen Link zur Guttenberg-Webseite, der auch noch im Text “versteckt” ist.
Dennoch: An die heiklen Stellen in KT’s Biografie trauen sich die großen Fernseh- und Blattmacher bis heute nicht ran. Man darf durchaus fragen, warum …
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Ein Referendariat hat Herr Dr. zu Guttenberg jedenfalls nicht absolviert.
Bekäme der gegelte Lügenbaron (-ohne- Dr. bitte) mit seiner lausigen Jus-Examensnote „Befriedigend” vermutlich auch nicht mal am Amtsgericht Bayreuth!
Zu Guttenberg wird auf jeden Fall in die Politik zurückkommen, die absolute Ruhe um ihn jetzt spielt ihm doch in die Karten. Auch, wenn ich ihn nicht mag, könte man gegen einen Wiedereinstieg von ihm in die Politik wenig sagen. Da sind andere schon nach ganz anderen Affären zurückgekommen.