Zeit für den Geist
Thomas Röttcher - Curriculum Vitae

Wie jetzt verlautbar wurde, hat sich Karl-Theodor zu Guttenberg wohl nicht ganz freiwillig in den deutschen Medien zurückgemeldet. Ihm sei im Grunde klar gewesen, dass dies ein Spießrutenlaufen werden würde, erklärte der Freiherr nun freimütig “off the Record”. Er sollte Recht behalten – der Ex-Minister hat Medienberichten zufolge inzwischen nicht mal mehr in seiner oberfränkischen Heimat bedingungslose Rückendeckung.

Trotz Imagewechsel: So sieht er sich selbst am liebsten (Foto: Peter Weis)

“Die Leute merken einfach, dass mein neues Image aufgesetzt ist.” Bereits im Vorfeld hatte er seine PR-Agentur darauf hingewiesen, dass das neue, am Reissbrett entworfene Styling zwar schön und gut wäre. Die Gel-Pomade jedoch sei einfach standesgemäßer gewesen, so Guttenberg, zumal er sich mit ihr seinem Freund von Deutschlands größter Tageszeitung näher fühlen konnte. Am meisten störe ihn aber, dass er nun ständig mit zusammengekniffenen Augen oder Kontaktlinsen herumlaufen müsse.

Er hätte allerdings keine Wahl gehabt, räumt der “Lügenbaron”, wie ihn manches Blatt überzogen herablassend nach dem Plagiatsskandal bezeichnet hatte, kleinlaut ein. Dass das mit der Doktorarbeit im Frühjahr aufgeflogen ist, war einfach eine Aneinanderkettung dummer Zufälle. Was urplötzlich in seinen Auftragsschreiber (dessen Identität er nicht preisgeben möchte) gefahren war, als jener wieder an ihn herantrat und gierig Nachforderungen stellte, frage er sich bis heute. Der Betrag, den er damals – natürlich erst nach Überreichung des fertigen Elaborats – gezahlt hatte, sei doch schon “eine stolze Summe” gewesen. Als Guttenberg sich sträubte (“Ich lasse mich doch von so einem Gauner nicht erpressen!”), gab der Sich-unter-Wert-verkauft-Fühlende wohl den entscheidenden Tipp – und das Verhängnis nahm seinen Lauf …

Guttenberg selbst hatte das dann folgende mediale “Schmierentheater” (O-Ton) am meisten überrascht, ja zugesetzt, weil er bis zuletzt davon ausging, dass die Dissertation ehrlich gefälscht war. Man staune: Der Vielgescholtene hatte also wenigstens in diesem Punkte die Wahrheit gesprochen. Im Rückblick zeigt er sich ziemlich desillusioniert: “Es gibt einfach so viele schlechte Menschen. Und viel zu viele Neider. Nur weil man adelig ist und über ein hart erarbeitetes [dreistelliges] Millionenvermögen verfügt, heißt dass noch lange nicht, jedermanns Melkkuh zu sein.”

Seine “Förderer” in Übersee jedenfalls waren von der Affäre um seine Person alles andere als beglückt. Bis kurz vor dem Desaster schien alles wie geschmiert zu laufen, ganz nach dem “Erfolgsmodell Marke Obama”: der gelehrige “Young-Leader-Schüler” war auf dem besten Weg zum nächsten deutschen Volkskanzler. Nach dem Gutten-Gau sollen jene förmlich den Zeigefinger erhoben und ein Gebaren an den Tag gelegt haben, das man ansonsten nur aus mafiösen Kreisen kennt: Karl-Theo, you know, wir haben viel in dich investiert. Go ahead und beschere uns endlich den überfälligen Return! (Dass KT aus genau diesem Grund ausgerechnet vor der Weihnachtszeit mit dem mächtigen “Zeit”-Interview aufwartete, darf hingegen als beiläufige Koinzidenz verstanden werden.)

Zu Guttenberg war im Sommer bei seinem Umzug in die Staaten bewusst in die Nachbarschaft der Investmentbänker gezogen, um die Gemüter zu beruhigen. Es half jedoch nichts. Die Erwartungen an ihn sind einfach zu groß. Die ganzen Ausbildungen und Schulungsaufenthalte müssen sich irgendwann bezahlt machen, drängte auch Ersatz-Papa “Heinz”, der wohl prominenteste seiner wohlbekannten transatlantischen Unterstützer …

“Eigentlich mag ich nimmer. Ich bin müde, nur noch müde …”, whistleblowed der arg Gebeutelte in einem Moment tiefer Aufrichtigkeit. Fast hat man Mitleid mit ihm. Zum Schluss verrät er uns noch ein Geheimnis: Am liebsten würde er die ganze Cliquenwirtschaft auffliegen lassen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Ob das allerdings ernstzunehmen ist?

Anyway. In der zweiten Hälfte 2012 soll Guttenbergs nächstes Buch erscheinen. Es trägt den mutigen Titel “Endgültig gescheitert”. Der Vorverkauf habe bereits begonnen, obwohl der Ghostwriter noch gesucht wird. Bewerbungen nimmt das PR-Büro des Politiker a. D. bis 1. April entgegen.

Anmerkung: Selbstverständlich ist dies alles frei erfunden, einschließlich der in kursiv gesetzten Zitate.

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2 Kommentare zu „Guttenberg: “Ich muss mich amortisieren” (Satire)“

  • Julian says:

    Wenn du noch ein Photo von Lothar Matthäus oben als Bild genommen hättest, wärs perfekt gewesen ;)

  • Magnus Göller says:

    @ Julian

    Du bist unfair.

    Lothar Matthäus hat seine Tore immerhin selber geschossen.

    Das kann ich bezeugen.

    (Außer, natürlich, all die Fernsehübertragungen wären sehr geschickte Fälschungen gewesen.)

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