Ende letzten Jahres hatte er es in Erwägung gezogen, nun macht er ernst: Vor ein paar Wochen verkündete der Dalai Lama aus seinem indischen Asyl, dass er von seinem Amt als politisches Oberhaupt Tibets zurücktritt. Sein Nachfolger in diesem Amt soll ins Amt gewählt werden, hieß es. Sein Amt als geistliches Oberhaupt indes behalte er.
Ein kluger, vor allem ein längst überfälliger Schritt. Denn genau diese Vereininigung beider Ämter in seiner Person bzw. die daraus resultierende Unklarheit, wer denn nun zu seinem Volk sprach, das weltliche oder das religiöse Oberhaupt, verbaten es seinem Volk, ihm zu widersprechen. Denn seinem buddhistischen Führer habe man bedingungslos zu folgen, nicht aber seinem politischen, erläuterte es der ehemalige Deutschübersetzer des Damai Lamas, der Buddhist Helmut Gassner, in einem Interview gegenüber zeitgeist.
Inwieweit der tibetische “Gottkönig” tatsächlich seine Macht abgibt, bleibt kritisch zu beobachten. Der Dalai Lama täte auch gut daran, seine Anhänger offen darüber aufzuklären, dass er bereits 1988 den Anspruch auf ein freies Tibet aufgegeben hat. Autonomie unter China genüge ihm, so Gassner, und die ist schon seit 1959 gegeben. Gegenüber seinen Anhängern hält er sich mit dieser Tatsache lieber bedeckt. Spricht man das Thema hierzulande an, wird man von “Free-Tibet”-Aktivisten nicht selten angegangen. Doch gerade sie müssten doch wissen wollen, wofür sie sich einsetzen.
Ergänzend dazu eine etwas ältere, nach wie vor jedoch zeitgemäße “Panorama-Sendung” über die andere Seite des Dalai Lama und des tibetischen Buddhismus:
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