BP hat also Bildmaterial auf der eigenen Webseite geschönt. Gleich mehrfach. Dies wurde jüngst von einem US-amerikanischen Blogger (später folgten andere) aufgedeckt – und prompt von Massenmedien und Nachrichtenagenturen auch hierzulande aufgegriffen. Lange schwiegen diese zu ganz anderen Kalibern an Desinformation seitens des Ölgiganten und der Obama-Administration. zeitgeist-Blogger Magnus Göller dokumentierte das Geschehen der letzten Monate engagiert und hintergründig.
Seit nun das Loch im Meeresboden “gestopft” scheint (und ich betone scheint, weil es doch Hinweise dafür gibt, dass die Aktion erneut misslungen ist bzw. neue Lecks entdeckt wurden, jetzt womöglich auch Gas auströmt, ja die ganze Situation noch viel schlimmer sein könnte als bislang vermutet, zumal nach den dilettantischen “Rettungsversuchen” der BP-Ingenieure), nahm das Medieninteresse an dem Ölfiasko plötzlich wieder zu. Wenn die Redaktionen der großen Verlage und Funkhäuser auch sonst nicht so geizten mit positiven Nachrichten!
Die FAZ hatte sich gestern ganz besonders mutig gezeigt. Ob Frau Merkel nach der scheinbaren Wendung zum Guten wohl grünes Licht für freie Berichterstattung gegeben hatte? Von ihr weiß man ja, dass sie Verleger und Chefredakteure gerne ins Gebet nimmt, um es freundlich auszudrücken. Womöglich fühlt sie sich auch als selbsternannte Chefin der vierten Säule der Demokratie. Nun, wir von zeitgeist Print & Online waren bislang nicht eingeladen, also schreiben wir, was wirklich Sache ist.
Die Ölumweltkrise treibt bisweilen auch seltsame Blüten. Die Redaktion von KarmaKonsum, einem LOHAS-Portal, erhielt eine Art Erpresserschreiben mitsamt eines Stapels Postkarten, die folgender Aufdruck ziert: “Seid doch froh, dass wir keine Atomkraftwerke bauen!” Darunter das BP-Logo mit dem zynischen Kommentar: “Das bisschen Öl im Golf.” Brief und Karten sollen allerdings nicht von BP selbst stammen.
Für den viertgrößten Ölkonzern weltweit lief bis dato eigentlich alles, sieht man von ein paar Ausrutschern ab, wie geschmiert: Zum einen die eher zurückhaltende Medienpolitik, zum anderen kaum Boykottaufrufe seitens der Verbraucher, wie man das früher in ähnlich gelagerten Fällen kannte. Die Schlangen an ARAL-Tankstellen sind so lang wie eh und je. Der abgestürzte Aktienwert ist auch kein Weltuntergang, wo doch heute jeder weiß, dass sich auch mit Spekulation auf fallende Kurse gut Kohle machen lässt. Und von Haftung für die entstandenen (und weiter entstehenden) Umweltschäden, wenn die überhaupt jemals monetär zu beziffern sein werden, ist (noch) nicht allzuviel die Rede. Und wenn es doch mal bedenklich wurde, hielt Präsident Obama die Hand auf, Entschuldigung, schützend darüber.
Sicher, auch andernorts auf unserem Planeten sind Katastrophen bei der Ölförderung an der Tagesordnung, man denke nur an das Nigerflussdelta, wo bereits Millionen Liter Öl Wasser verunreinigt haben oder an das schaurig-schöne durch Methanexplosionen erzeugte “Tor zur Hölle” in Turkmenistan. Diese schaffen es aufgrund unserer Abgestumpftheit und des mangelnden Sensationsgehalts nicht (mehr) auf die Titelseiten der Gazetten. Im Fall des aktuellen Golf-von Mexiko-Vorfalls ist die Sache jedoch anders gelagert. Hier wird Information bewusst manipuliert und vorenthalten.
Was Zensur angeht, ist Obama ganz zuvörderst zu nennen. Da muten die Direktiven im deutschen Kanzleramt vergleichsweise paradiesisch an. Nicht nur, dass die Welt sehr lange (und wohl noch immer) über das wahre Ausmaß der Katastrophe im Dunkeln gehalten wurde. Man bemühte sich auch kaum um internationale Hilfskräfte, und mitdenkende Zeitgenossen, die Lösungen einbringen wollten (wie etwa der Hersteller eines natürlichen Mittels, welches Öl wohl in großen Mengen auf biologischem Wege abzubauen vermag), schafften es nicht über die Vorzimmer der US-Behörden hinaus. Ob die FEMA, der Katastrophenschutz, unter den freiwilligen Helfern, die sehr an der Rettung unserer Umwelt interessiert sind, wohl Terroristen vermutet?
Ironie beiseite. Es heißt sogar, dass es mittlerweile untersagt sei, Fotos von den Auswirkungen der Ölpest zu schießen. Aufnahmen wie z. B. die ölverschmierter Vögel sollen mit hohen Geldstrafen geahndet werden. Niemand dürfe sich den betroffenen Küstenabschnitten mehr ohne ausdrückliche Erlaubnis nähern, berichtete Gulli.com am 4. Juli. Eine beeindruckende Bildersammlung hat China-intern.de zum Trotz veröffentlicht, die man gesehen haben sollte.
Der Realität allerdings wird der US-Präsident über kurz oder lang kaum entkommen können: Knapp sind er und sein Land gerade an einer weiteren Katastrophe vorbeigeschlittert. Doch schon der nächste Hurrikan, der nicht lange auf sich warten lassen und das öl- und corexitgetränkte Meer aufwirbeln dürfte, könnte aus dem Weißen Haus ein schwarzes machen. Oder aber es käme – und das wäre der Worst Case – zum Einsatz einer Atombombe zwecks Versiegelung der untermeerischen Lecks: Entzündete sich dann überdies das unter dem Meeresboden tiefgefrorene Methaneis, könnte der Süden der Vereinigten Staaten von einem gewaltigen Tsunami überrollt werden, der sich gewaschen hätte (und das “Schwarze Haus” wieder in weiß erstrahlen ließe …?).
Ob die Verantwortlichen so einen Schritt gehen und ein derartiges Risiko auf sich nehmen würden? Zum Glück, mag da einer einwerfen, hat sich die Ölkatastrophe quasi vor der US-eigenen Haustüre zugetragen – und nicht anderswo. Ein sicher nicht unerheblicher Entscheidungshemmer.
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Eine “sehr guter” Artikel voller Wahrheiten – besonders spannend das über Schwarz-”Weiße Haus”!
Das Fotografierverbot wurde meines Wissens nach inzwischen aufgehoben, nachdem sich CNN beschwerte.
http://www.washingtonsblog.com/2010/07/breaking-news-update-due-to-popular.html
Dass wir die wirklichen Bilder nicht zu sehen bekommen, liegt wohl inzwischen an der Selbstzensur.
Ölkonzerne sind wichtige Werbekunden.
Und Steuerzahler, daher wird es wohl auch Druck von der Regierung geben.
Hier gibt es einige Wahrheiten zu sehen.
http://www.informationclearinghouse.info/article25926.htm
Danke für den Blogbeitrag, und bleib am Thema dran.
Das ist wichtiger als die meisten Leute denken.
lG
Sehr guter Artikel! Hier kann man sehen wohin es führt wenn Profitgier vor der Natur steht. Die Bilder sehe ich mir schon gar nicht mehr an, da wird mir eh nur schlecht! :(
so ein bilderverbot ist die höhe der frechheit, schlimmer eigentlich noch als die photoshop-manipulationen die ja wegen dilletantismus aufgeflogen sind. die fotos sollte man jedem vor die nase halten, aber dann rennen ja, wie gesagt, die werbekunden weg und den schissrigen medien würde es noch schlechter gehen. grrr!