In den vergangenen Tagen und Wochen musste ich nicht selten den Kopf schütteln. Was ist nur los in der alternativen Medienlandschaft? Träum ich oder ähneln die Überschriften mehr und mehr denen der oft gescholtenen “Mainstream-Presse”, was die Sensationslust angeht? Machen sich nun auch Politblogger die Devise “immer schneller, immer höher, immer weiter” zu eigen?
Es scheint, als habe so mancher – seit Jahren um Aufklärung bemüht, die Schieflage unserer Geldwirtschaft aufzeigend – sein Pulver verschossen. Formulierungen wirken überstrapaziert, Erklärungsmöglichkeiten ausgereizt – doch die Welt funktioniert weiter wie bisher. Für die meisten Menschen jedenfalls. Trotz Finanzkrise. Trotz Schuldenberg.
Ist es da vielleicht Zeit, einmal die eigenen Motive zu hinterfragen? Existiert womöglich – insgeheim – die Sehnsucht, dass er endlich eintreten möge, der vielbeschworene Systemkollaps? Damit man als “Prophet” richtig lag: das Gesicht wahren kann im Bekanntenkreis bzw. gegenüber der Leserschaft? Damit man sich seine Vorräte nicht umsonst zugelegt hat? Oder der persönlichen Genugtuung dienend?
Sicher, es kann zu einem Totalcrash kommen. Vermutlich ist er sogar unvermeidlich.
Umso mehr frage ich mich dann, wo das Mutmachende bleibt, das Aufbauende? Wo lese ich konkrete Lösungsvorschläge für ein anderes, ein besseres Miteinander? Wo findet sich Hilfestellung zum “Aussteigen, um einzusteigen”, wie es meine Kollegen von der Zeitschrift “Oya” auf dem Deckblatt ihrer aktuellen Ausgabe betiteln?
Kritisiert wurde mehr als genug. Die Fehler sind erkannt. Ich wünschte mir, dass wir jetzt begännen, dasjenige vorzuleben, was wir uns für das “Danach” als menschlicheren Umgang untereinander erhoffen. Damit der Grundstein gelegt ist und ein neues, stabileres Gesellschaftsfundament entstehen kann (an anderer Stelle bereits näher von mir ausgeführt).
Und das gilt auch – nein, das gilt in ganz starkem Maße für den (unabhängigen) Journalismus, dem hier eine besondere Vorbildfunktion, und damit Verantwortung, zukommt.
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