Zeit für den Geist
Thomas Röttcher - Curriculum Vitae

Kurzarbeit, Firmenpleiten, Rettungspakete – irgendwie stecken wir wohl in einer Krise, vielleicht sogar in einer weltweiten. Und die scheint immer größere Kreise zu ziehen, heißt es zumindest. Doch wer sagt das? Und welche Rolle spielt das für mich als Einzelnen? Wie verhält man sich jetzt am besten? Was ist zweckmäßig, was kontraproduktiv?

Zunächst einmal liegen einer Depression (wie übrigens auch der gleichnamigen Krankheit), tatsächliche Auslöser zugrunde, hier ist es das Platzen der Spekulationsblase, was sich zwangsläufig auf die Realwirtschaft auswirkt, die den Crash auffangen muss. Letztere leidet nun unter der Abwertung der Währungen, dem Vertrauensverlust und einem herrschendem Geldmangel, z. B. durch die geringere Kaufkraft der Konsumenten. Hierüber wurde schon viel berichtet, u. a. auch im aktuellen zeitgeist-Heft 1-2009 im Artikel “Von der Kreditkrise zum ‘Kreditismus'”.

Die angeschlagene Wirtschaft ist aber nicht das Hauptproblem. Denn sie wird sich über kurz oder lang in einem neuen, hoffentlich gesünderen Gleichgewichtszustand einfinden. Viel gefährlicher ist die Psychologie der Massen, die wie ein Damoklesschwert über dem Ganzen schwebt. Hiobsbotschaften, Gerüchte oder auch Desinformationen können sich wie ein Strohfeuer ausbreiten und in kürzester Zeit einen totalen Kollaps bewirken. Das hat die Vergangenheit mehrfach bewiesen.

Ähnlich verhält es sich doch auch in der Medizin: Bekanntlich ist es die Diagnosestellung, die ein Geschehen als solches bewertet, einordnet und damit festlegt. Nicht selten fühlt man sich nach einem schlechten Befund dann so richtig krank, und der Immunstatus fällt in den Keller (durch die Dynamik der Psyche).

Nun schüren manche die Ängste noch, oder entfachen sie erst, um aus einer Krise ihren persönlichen Nutzen zu schlagen: etwa durch “gut gemeinte” Ratschläge für Goldkäufe hier oder das umfassende Horten von Lebensmitteln dort. Folgen wir diesen blindlings, mag das zwielichtigen Geschäftemachern enormen Profit bescheren, in der Masse jedoch erzeugt es als Kettenreaktion genau das Unerwünschte. Und ein Lawineneffekt ist kaum mehr aufzuhalten.

Achtsamkeit ist jetzt also ganz besonders gefragt: Wie und in welchem Umfang geben wir Informationen über die “Krise” (die ja eigentlich schon seit Jahren herrscht, nur bislang für die meisten unsichtbar blieb) weiter? Ist es in dem Sinne vielleicht ganz gut, dass Berichte über drohende Hungersnöte in Island oder über die zusammenbrechende spanische Wirtschaft (noch) nicht als Sensationsmeldung durch die hiesige Regenbogenpresse geistern?

In meinem Beitrag “Krise? Welche Krise?” habe ich an früherer Stelle dafür plädiert, die vermeintlich kollektive Krise nicht zu unserer persönlichen zu machen. Klar, gesunde Vorsorge kann nie schaden – nein, sie ist sogar angebracht. Allen Unkenrufen zum Trotz ist jetzt aber besonnenes Auftreten vonnöten. Versorgungsgüter sind hierzulande nach wie vor zur Genüge vorhanden – die Regale in den Supermärkten sind voll (voller noch als sonst durch die momentane Sparmentalität), wenn wir sie nicht durch Panik-/Hamsterkäufe leerräumen und eine kurz- bis mittelfristige Knappheit selbst herbeiführen.

Fakt ist doch: Durch das, was gerade passiert, wird sich in unserer Gesellschaft einiges neu sortieren. Und das ist auch gut so. Wir werden zurückgeführt zu dem, was seit jeher (viele haben es nur vergessen) unser allergrößtes Kapital darstellt: unsere Leistungsfähigkeit. Und die gilt es zu erhalten und auszubauen. Dann sind wir für alle Eventualitäten gerüstet.

Stellen Sie sich vor, es herrscht Krise und keinen interessiert es!

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1 Kommentar zu „Krisenstimmung: Über den Umgang mit Hiobsbotschaften“

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